Frauen und Witwen, die vor Allerheiligen mit der Vorbereitung der Gräber beschäftigt waren: Dieses Bild ließ Markus Hirsch nicht mehr los – die Initialzündung für sein neues Buch „Die Witfrau“. Er fing sofort mit dem Schreiben an, im Jänner war alles auf Papier.
Eine Frau, die bewusst namenlos bleibt, vermisst ihren Ehemann – und das, obwohl ihr die Zeit mit ihm oft unerträglich erschienen ist. Er war alkoholkrank. Hirsch beschreibt, warum die Trauer dennoch so groß ist. Der Leser wird kein Schwarz-Weiß-Bild vorfinden, selbst die böswillige Schwiegermutter zeigt andere Facetten.
„Ich habe versucht, die Menschen so zu zeichnen, wie sie sind“, erklärt er. „Jeder, der halbwegs ehrlich mit sich ist, weiß, dass er gute und weniger gute Eigenschaften hat, und das macht uns, denke ich, auch zu Menschen.“ Die weibliche Hauptfigur kommt vermutlich vielen Lesern bekannt vor.
Steht für Mütter, die für andere gelebt haben
Sie steht für jene Mütter und Großmütter, „die oft für andere gelebt haben und die eigenen Bedürfnisse hintangestellt haben“. Hirsch will ihnen mit dem Buch seine Anerkennung ausdrücken. „Sie haben für jeden einzelnen für uns und für die gesamte Gesellschaft sehr viel geleistet“, sagt er.
„Ich habe natürlich teilweise ein bisschen das Leben meiner Mutter als Blaupause verwendet“, ergänzt der Autor, der mit seinen Geschwistern in einem Gasthaus aufgewachsen ist. „Aber ganz vieles ist überhaupt nicht meine Mutter.“
Hirsch schöpft aus vielen Geschichten, die in seinem Bekanntenkreis erzählt werden, und aus seiner täglichen Arbeit als Psychiater. „Ich habe viele Fälle von verwitweten Frauen.“ Der Grundtenor sei trotz eines aktiven Lebens unter Freunden und in der Nachbarschaft der Gleiche: Sie spüren „die Kälte, die von der anderen Bettseite kommt“.
Hat sich das Dasein der Frau mittlerweile geändert? „Teils, teils“, antwortet Hirsch. Es gebe Frauen, die sich sehr vieles nicht mehr gefallen lassen: Sie sind unabhängiger, haben ihren eigenen Beruf und ihr eigenes Einkommen. „Heutzutage alleinerziehende Mutter zu sein ist zwar schwierig, was den Beruf und die Kinderbetreuung betrifft, aber es hat definitiv kein Stigma mehr wie vor 50 Jahren“, führt er aus. Frauen wird zudem mehr geholfen, etwa in Frauenhäusern.
„Auf der anderen Seite glaube ich schon, dass es immer noch für viele Frauen schwierig ist, diesen Schritt zu setzen, wann ist es genug, wann trenne ich mich. Diese Ambivalenz dieser Hassliebe zum Mann ist nach wie vor hochaktuell – und ist sicher ein Grundthema, das sich durch die lange Menschheitsgeschichte zieht.“
July 18, 2020 at 10:57AM
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Zweitroman von Hirsch: Eine Witwe & ihre Hassliebe - NÖN.at
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